Deine Gedanken entscheiden über dein Leben
Auf dem Bahnhofsvorplatz habe ich neulich das Gespräch zweier älterer Damen belauscht. Die eine, schätzungsweise Ende siebzig, war mit dem E-Bike vorgefahren und hatte sich gerade das neue neun Euro Ticket für alle drei Monate gekauft. „Ich weiß zwar noch nicht, ob ich fahre, aber wenn ich fahre, habe ich ordentlich was gespart.“ „Ich weiß nicht, entgegnet die andere. Hier ist doch sowieso dauernd Schienenersatzverkehr. Und wenn mal ein Zug kommt, ist es mit dem neuen Ticket so voll, da bekommst du vom vielen Körper aneinander schubbern noch die Affenpocken!“ Ich überlege kurz, mich ins Gespräch einzuschalten und zu erwidern: „Nee, die Affenpocken kommen von den Chemtrails! Besinne mich dann aber eines Besseren, um nicht mit einem dummen Spruch das zarte Pflänzchen der Mobilitätswende zu gefährden und beschließe dem Gespräch besser nicht mehr zu folgen. Ich habe nämlich den Verdacht, dass es so endet, wie viele Gespräche dieser Art enden:
Panikattacken
„Seit einigen Wochen höre ich Nachrichten nur noch im Radio; oder ich lese sie am Bildschirm. Bekommt mir besser“, sagt Frank. „Ich hatte den Eindruck ich komme in so eine doomscrolling Spirale hinein. Das kann ich mir nicht leisten.“ Er hat Angst, dass die Panikattacken wieder kommen könnten. Es ist zwar schon einige Zeit her, dass Herzrasen und Luftnot ihm das Gefühl gegeben haben, zu sterben. Aber er möchte auf keinen Fall, dass die Panik wiederkommt. Erwischt hat es ihn aus heiterem Himmel, mitten bei der Arbeit, durch nichts angekündigt: „Das Schlimmste war, dass ich wirklich Todes-Angst hatte. Angst, dass mein Herz aufhört zu schlagen, nachdem es immer schneller geschlagen hat“, sagt er.“ Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren würde; dass es mich so aus den Latschen haut…
Nie schön genug?
Mit einem leichten aber nachgiebigen Schubs wird die Katze vom Schoß vertrieben. Dann wird die Frisur begutachtet und notfalls noch gerichtet. Wenn es sein muss, die Kamera in die richtige Position gebracht. Dann kann die Videokonferenz los gehen. Nur wenige scheinen zu wissen, dass man die Kamera auch vor Beginn des Meetings einstellen kann. Ist die richtige Menu-Einstellung aber erst einmal entdeckt, wartet so manche Software mit allerlei Funktionen auf, die uns Teilnehmer*innen tatsächlich ins rechte Licht zu setzen vermag. Waren vor einem Jahr noch virtuelle Hintergründe aus diversen Urlaubsregionen beliebt, ist heute meist nur noch der Hintergrund-Weichzeichner aktiv. Immer mehr im Kommen ist die inszenierte Authentizität –wie ich gerne sage. Das ist der Fall, wenn …
Gar nichts erzählen
Wir sitzen uns gegenüber. Sein Gesicht ist fahl, die Haare voll; aber zerzaust. Die Augen wach, der Mund spitz. Er hat mich um das Gespräch gebeten. Ich betrachte ihn intensiv, seine Lebensgeschichte kenne ich nicht. Ich bin sein Seelsorger. Treffe ihn, weil es mein Job ist. Dann: Ein kurzes Zucken in seinen Mundwinkeln, und schon platzt es auch aus ihm heraus: „Wissen Sie, ich habe alle Emotionen, die das Leben zu bieten hat, durchlebt. Alle! Und damit meine ich wirklich alle, auch die schlimmsten, tief abgründigen. Mir müssen Sie gar nichts erzählen.“ „Will ich auch gar nicht“, sage ich und lehne mich zurück…
Kleine Biester
„Da sind sie wieder die kleinen Biester“, schreibt sie auf ihrem Twitter Account. Sie ist 56 Jahre alt und kämpft seit 2 Jahren gegen die Biester. Wer will kann ihr auf ihrem Profil mit einem eigenen Hashtag folgen und lesen, was die Krankheit mit ihr macht. Die „kleinen Biester“ sind die kleinen, bösartigen Zellen. Sie hat sich entschieden, nicht von „Tumoren“ oder „Krebs“ zu sprechen. Die Krankheit – der Krebs – soll nicht noch mehr Macht über ihr Leben bekommen. Dazu gehört auch, dass sie im Internet von ihrer Krankheit erzählt . Für einige mag das verstörend sein, aber wer dort über Jahre hinweg Dinge teilt, findet dieses Verhalten keineswegs sonderbar, vielleicht sogar selbstverständlich. Seit einigen Monaten weiß ich, dass auch ich „kleine Biester“ …
Haarige Sache
Und außerdem …
Alle Argumente sind zwecklos. Die Haare sollen ab, eine neu Frisur muss her: „Ich hab den Look jetzt schon ewig, ich will mal was neues ausprobieren.“ Gesagt, getan. Der Termin bei „Haar Klein“ ist auch schnell gemacht. Neben Schnitt und Farbe gibt es aber diesmal eine Besonderheit. Mindestens 25 cm müssen abgeschnitten werden. Und dürfen auf keinen Fall auf den Boden fallen. An beiden Enden der Zöpfe müssen Haargummis sorgfältig die Pracht gebündelt halten, denn sie sollen gespendet werden.
Die Friseurin staunt nicht schlecht…
Gute und schlechte Tage
Wie tief der Gedanke ständigen Wachsens in uns verankert ist, zeigt sich wenn er auf Bereiche angewendet wird bei denen nicht als erstes an Wachstum denken: Die Liebe zum Beispiel. Sie entsteht ja meistens sehr zaghaft: Ein kurzer Blick, ein sanftes Lächeln, das das Herz berührt… Aber vielleicht habe ich einfach auch nur zuviel BACHALOR oder PRINCESS CHARMING geschaut. Selbst wenn diese inszenierten Beziehungen dann wieder auseinander gehen, wird man oder frau kaum die Schlagzeile lesen: „Wir glauben nicht mehr, dass wir als Paar in dieser nächsten Lebensphase gemeinsam wachsen können“. …
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Lobbyistin GOTT-Offenheit
Ein sperriger Titel für ein Impulspapier, gewiss. Aber der theologische Ausschuss der evangelischen Kirche im Rheinland wollte Gehör bzw. Reichweite erzielen. Zumindest das ist gelungen. Die Kritiker:innen scheinen in der Mehrzahl zumindest was die Rezeption im Internet angeht. Dabei wird oft übersehen, dass es sich um einen „Aufschlag“ zur Diskussion handelt und nicht etwa schon die Leitlinien kirchlichen Handelns festlegt. Dazu gehört eben auch der Titel, der bewusst provozieren will. Wir im Rheinland sind …
MeinungAlle Beiträge
Ist das nur virtuell?
Lange haben viele in der Kirche mit digitalen Formaten gefremdelt. Nur virtuell und nicht echt, schlecht kontrollierbar und Probleme beim Datenschutz waren nur einige der Bedenken. Digital erschien als fremde Welt. Seit Corona hat sich das geändert. Video- und Online-Gottesdienste, auch per Zoom, Podcasts und mehr Angebote in den Sozialen Medien gehören zum neuen Repertoire bei Kirchens. Uta Garbisch sprach mit Pfarrer Knut Dahl-Ruddies über Chancen und Grenzen dieser Digitalisierung.
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Die Bikini-Kirche
Als ich gestern von einer „Bikini-Kirche“ las, dachte ich zunächst an eine Veranstaltung auf dem Kirchentag (DEKT), die ich im Programm vielleicht übersehen habe. Man übersieht ja sowieso viel im Programm und wundert sich auch nicht über Veranstaltungen die seltsam anmuten. Warum also sollte es also keine „Bikini-Kirche“ geben? Gut zwei Sekunden später dämmerte es dann aber: Das ist vielleicht doch Sexismus? Um es kurz zu machen, es ging um die neuste Veröffentlichung zur Mitglieder Entwicklung der beiden Kirchen, die erstmals eine Prognose bis 2060 wagt. In vierzig Jahren soll die Mitgliederzahl im Vergleich zu heute um gut die Hälfte gesunken sein. Schuld sei nicht der viel zitierte demographische Wandel, sonder vor allem die verstärkte Austrittswilligkeit der jüngeren Generation. Das sind -im kirchlichen Kontext- Menschen unterhalb eines Lebensalters von vierzig (!) Jahren. Wo es um „Abnehmen“ geht, ist der Bikini nicht weit. Soweit also der -zugegebener Maßen- etwas schlichte Vergleich.
Wirklich neu an der Untersuchung ist nur der betrachtete Zeitraum bis 2060…
„Digitale Kirche“ ein Missverständnis
Die Debatte um #digitalekirche ist beendet. Auch wenn der Hashtag sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Zur Erinnerung: Angefangen hatte es mit einem Printartikel, der viel Beachtung auch außerhalb (digitaler) sozialer Medien fand und darauf hin wiederum intensivere online Aufmerksamkeit erlangte. Nun hat Hannes Leitlein in einem Podcast deutlich gemacht, dass ihm die Debatte manchmal lästig ist. Vor allem, weil die diskutierten Aspekte in alle erdenklichen Richtungen laufen. Dabei war eigentlich etwas ganz banales gemeint: Der nächste Gottesdienst am Sonntag, der bekanntlich an jeder Ecke stattfindet, sollte möglichst schnell und benutzerfreundlich im Internet auffindbar sein. Soweit so schlicht! Und: Weitgehend ungelöst. Aber immerhin ist das Problem erkannt und Ausnahmen sind erfreulicher Weise auch zu finden. Schluss aber mit Debatten über Online-Abendmahl und „Digitale Theologie“ braucht kein Mensch!
Natürlich lassen sich Diskussionen nicht unterbinden.
KurzpredigtenAlle Beiträge
Nicht müde werden. Erneuerung zulassen.
„Was den Zustand der Welt angeht, sehe ich -ehrlich gesagt- schwarz. Besonders nach den Ereignissen im letzten Jahr. Und dieses Jahr ging es…
„Ewiges Leben“ – ein Erklärungsnotstand
Schnelle und einfache Antworten sind gefragt, besonders dann, wenn es kompliziert zugeht. Da mag man dem Predigttext aus dem 1.Johannes Brief mit Nachsicht…
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Einfach bitte, bitte sagen und es geschieht. Das wäre schön. Immer. Die Erfahrung sagt aber etwas anderes. Nicht jede Bitte wird gewährt, viele…
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