Wunder gibt es immer wieder Predigt über Joh 4, 46-54

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Es gehört zu den am meisten besungen Worten im deutschen Schlager.

Es hat aber auch die theologische und kirchliche Diskussion in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhundert geprägt.

Zara Leander, Katja Ebstein und Nena haben es in erfolgreichen Liedern besungen?

„Wunder“

Sie gibt es immer wieder, wir wissen, sie werden geschehen.
Oder etwa nicht?

Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. 47 Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank. 48 Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. 49 Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! 50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. 51 Und während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. 52 Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. 53 Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 54 Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam. (Joh4, 46-54)

Wunder werden nicht nur besungen. Glaubt man Umfragen, so sind 56% der deutschen Bevölkerung der Ansicht, dass Wunder geschehen.
Ein überraschendes Ergebnis? Immerhin gilt unsere Gesellschaft als „aufgeklärt“ und auf dem besten Weg sich ausschließlich über nachprüfbare Wissenschaften ihr Weltbild zu entwerfen. Ein Theologie Professor brachte es in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts folgendermaßen auf den Punkt: „Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben“
Dennoch gibt es offensichtlich in unserer Zeit eine Sehnsucht nach Wundern oder zumindest wundervollen Ereignissen:

Das deutsche „Wirtschaftswunder“ und das „Wunder von Bern“ sind in unserem Land schon sprichwörtlich geworden.
Und das „Wunder“ einer friedlichen Revolution im Jahre 1989 ist auf dem besten Wege einen ebensolchen Stellenwert zu bekommen.

Wunder sind, das wird an den genannten Beispielen deutlich, Ereignisse wider Erwarten. Es sind Ereignisse, mit denen wir nicht gerechnet haben.
Damit beginnt den alten Philosophen nach eigentlich alles: mit dem Staunen. In jedem Anfang steckt offenbar ein mit Staunen gemischte Skepsis, ein leiser Zweifel;
ein Dahinter-Kommen-Wollen; ein Verstehen und begreifen Wollen des offenbar doch nicht Verstehbaren oder zumindest nicht Erklärbaren. Und dahinter kann dann gewiss angeschlossen werden: In jedem Glauben steckt ein Anfang, der genau so beginnt: staunen, fragend, zweifelnd. Was wider unser Erwarten passiert findet selten unsere Zustimmung.

Auf Umwegen, manchmal auf ganz verschlungenen Pfaden kommen wir erst dahinter, was wirklich passiert. Mit uns. Und um uns herum. Und weil die Pfade oft verschlungen sind, stellt Jesus seine Wundertaten auch nie in den Mittelpunkt seiner Verkündigung. Auch die Seinen sollen darüber schweigen, oder zumindest nicht viel Aufhebens darüber machen.

Vielleicht könnte man sogar behaupten und soweit gehen zu sagen die Wunder sind unerheblich?

Nein, das wäre über das Ziel hinausgeschossen. Unerheblich sind die Wundergeschichten des alten und des neuen Testamentes nun nicht.

Sie verweisen vielmehr auf etwas. Sie stehen zwar nicht im Zentrum, sie wollen aber darauf hinweisen.

Und nun ist die große Frage Worauf die Wundergeschichten verweisen wollen?

Auf die Vollmacht Jesu? Auf den Glauben und die darin steckende Skepsis derjenigen, die zu Jesus kommen? Oder soll auf die große Notsituation und Bedrängnis der Einzelschicksale hingewiesen werden? Das alles sicher auch. Aber letztlich kommt alles darauf an, dass darin gezeigt werden soll: Gott wendet sich uns zu! Er meint nicht nur unsere Seele, er meint nicht nur unseren Verstand er meint nicht nur unseren Körper. Gott will alles an uns retten. Und zu seiner Rettung gehört, dass er auf Dauer gesund machen will.

Heilung und Rettung sind die Akte in denen sich Gottes Zuwendung ausdrückt. Für sich genommen sind Heilung und Rettung missverständlich, angreifbar und uneindeutig.
Vom Ziel der bedingungslosen Zuwendung Gottes aber werden sie verständlich. Werden sie annehmbar. Werden sie erlebbar. Und das nennt die Bibel immer wieder Evangelium:
Botschaft von der bedingungslosen Zuwendung Gottes zu uns Menschen.

Wir haben allen Grund zu der Hoffnung, dass Gott auf verblüffende und überraschende Weise in unsere Lebensgeschichte und unsere Lebenssituation eingreift. Wir haben Grund zu der Hoffnung, dass Gott auch wunderbares an uns geschehen lässt. Alles andere würde nicht zu dem passen, der versprochen hat zur Rettung der Welt und ihrer Menschen gekommen zu sein.

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