Autor: knuuut

Kirche im WDR

Bammel vor der Rente

Noch ein gutes halbes Jahr, dann ist Schluss für Joachim. Mit 58 Jahren hat er sich entschieden, in Rente zu gehen. Sein Arbeitgeber hat ihm ein Angebot gemacht, dass er nicht ablehnen kann. Auf einem anderen Blatt steht die Frage: „Was mache ich dann eigentlich?“ Schließlich ist Joachim kerngesund. Wenn er ganz ehrlich ist, hat er schon ein bisschen „Bammel“, wie er sagt. Angst ist ein zu starkes Wort für den Zustand, der sich einstellt, wenn Keller und Dachboden aufgeräumt, die Fassade gestrichen und der Garten bestellt ist. Dass das eine äußerst privilegierte Frage ist, mit der er sich auseinander setzen muss, weiß er schon. Denn vor ihm liegt ein Lebensabschnitt, den es vor 50 Jahren noch gar nicht gab. Ein bisschen ist es doch die Furcht vor dem Tod, die ihn beschleicht. Denn der Horizont, den er vor sich hat, ist nicht mehr endlos weit. Was ihn mehr beschäftigt als die Endlichkeit, ist die Frage: Was mache ich, wenn sich die Langeweile in meinem Leben ausbreitet. Sein Therapeut hat ihm geraten statt „Langeweile“ „Muße“ zu sagen: Postives Framing ist wichtig!

Kirche im WDR

Siebenschläfer

Heute ist Siebenschläfer Tag. Nach einer Bauernregel bestimmt das Wetter um den 27. Juni herum oft den Verlauf des Sommers: Wenn es an diesem Tag regnet oder bewölkt ist, soll es in den nächsten sieben Wochen ebenfalls regnerisch oder bewölkt bleiben. Wenn es hingegen sonnig und warm ist, soll es auch in den nächsten sieben Wochen sonnig und warm bleiben. Wie so oft bei Bauernregeln gibt es verschiedene Theorien, wie sie entstanden sind. Lange Zeit dachte ich, es muss etwas mit dem gleichnamigen Tier zu tun haben. Der Siebenschläfer schläft 183 Tage und unterbricht seinen Schlaf alle sieben Tage, um etwas zu fressen. Tatsächlich nimmt die Bezeichnung des heutigen Tages Bezug auf eine Heiligen Legende, die schon im 5. Jahrhundert aufgeschrieben worden ist. Es handelt sich um die Geschichte von den sieben Schläfern von Ephesus, die im Jahr 251 nach Christus spielt. Die Kurzfassung geht so…

Open AI
Kirche im WDR

KI und christlicher Glaube

„Besser künstliche Intelligenz als natürlich doof“- höre ich in der Bäckerei jemanden sagen. Dem Thema KI ist kaum zu entkommen. Es beschäftigt nicht nur Technikinteressierte, sondern auch die, die gewöhnlich nicht so viel damit am Hut haben. Aber um rasch ein fertiges Produkt vorweisen zu können, gehört die Frage an die Maschine vermutlich bald zum Standard. Sogar mit christlichem Glauben und dem Format von Radiobeiträgen kennt sich der Chatbot aus. Wenn man ihm sagt: „Schreibe mir einen Radiobeitrag zum Thema ´Welche Bedeutung hat die künstliche Intelligenz für den christlichen Glauben! ´“ löst er auch diese Aufgabe. Der generierte Text ist sendefähig, geht als erster zumindest offiziell KI-basierter Kirche-im-WDR2-Beitrag durch und lautet so…

Hoffnung bewegt
Kirche im WDR

HOPE-Hoffnung bewegt

Eine junge Frau blickt in die Kamera. Vor sich einen aufgeklappten alten Koffer, in dem sich drei Gegenstände befinden: Ein gerahmtes Bild ihrer Mutter, ein gerahmtes Bild  ihres Vaters; beide mit einem schwarzen Trauerflor. Dazwischen ein Buch über dem eine Misbaha, eine islamische Gebetskette, liegt. Das Foto ist in einem Flüchtlingslager in Griechenland entstanden. Es trägt den Titel „This is what I have und what I am“: Dies ist alles was ich hab und was ich bin. Entstanden ist die Aufnahme im Rahmen eines Fotoprojektes, das der italienische Fotograf Mattia Bidoli vor drei Jahren initiiert hat. Inzwischen hat er mehr als 40 geflüchteten Mädchen und Frauen zwischen elf und 39 Jahren das Fotografieren beigebracht. Die Arbeiten sind bereits in zahlreichen Fotoausstellungen in Europa gezeigt worden und in internationalen Zeitungen und Zeitschriften erschienen. Sie haben mehrere Preise und Auszeichnungen erhalten. „Der Fotokurs hat uns geholfen, unsere Geschichten zu zeigen und der ganzen Welt zu erzählen,“sagt Asifa Hassin. „Es sind die Geschichten von Mädchen und jungen Frauen aus Afghanistan, Syrien,

Suppenkirche
Kirche im WDR

Suppenkirche

„Alle gehören an einen Tisch!“ so das Motto der sog. Suppenkirche in Euskirchen, die jeden Donnerstag im Jahr ein kostenloses Mittagessen anbietet. „Wir wollen ein sichtbares Zeichen setzen“, sagen sie und laden Menschen ein, denen es aus unterschiedlichen Gründen nicht so gut geht: Alte und Junge mit wenig Geld, Familien und Alleinstehende, einsame und belastete Menschen und solche, die Hilfe, Wärme und Gemeinschaft suchen. Ohne Ansehen der Herkunft und Religion und ohne Nachweis der Bedürftigkeit. Menschen aus dem Team haben ein offenes Ohr und helfen oder vermitteln, wo Hilfe und Unterstützung notwendig sind. Über 40 Ehrenamtliche setzen sich für das ausschließlich durch Spenden finanzierte Angebot ein.
Ich sitze mit Peter am Tisch. Es ist 11.30 Uhr. Um 12 h beginnt die Essenausgabe. Wir plaudern etwas,

ok boomer
Kirche im WDR

Babyboomer-die Faulen

Auf meinem Handy ploppt eine Nachrichtauf. Ich bekomme ein Bild, zu sehen. Auf einem Schlitten – klassisch hölzerner Machart – sitzt ein Mann mittleren Alters. Ein ca. drei jähriges Kind, offenbar der Enkel, zieht den Schlitten, oder versucht es zumindest. Von hinten schiebt ein jüngerer Mann den Schlitten an; wahrscheinlich der Vater .Unter dem Bild steht: „Fauler Boomer!“ Soll lustig sein, finde ich aber gar nicht lustig. Boomer ist inzwischen zu einem Schimpfwort geworden. Auch ich bin ein Baby Boomer – weil 1967 geboren. Anfangs hat mich die Bezeichnung Boomer nicht gestört. Denn natürlich ist es richtig, dass wir viele sind. 

Irgendwann ist daraus aber so etwas wie ein „Kampfbegriff“ geworden….

Kirche im WDR

Optimismus

Es ist Sonntag 10.30 Uhr. Der Gottesdienst ist gerade zu Ende. Alle Besucher:innen, etwa 20 Personen, stehen vor der Kirche und rauchen. Das ist ganz normal, denn es ist eine besondere Kirche: Sie steht in einem Gefängnis. Hier leben Menschen im offenen Strafvollzug. D.h. sie können tagsüber arbeiten gehen. Sonntags kommen auch Menschen von draußen zum Gottesdienst. Ich habe meinen Talar ausgezogen und gehe auf das Grüppchen zu, da ruft mir eine Frau zu: „Ihren Optimismus möchte ich haben! Obwohl, eigentlich reicht mir schon die Hälfte davon.“ Bevor ich etwas antworten kann, hat ihr etwa vierjähriger Sohn Jason, sie zurück in die Kirche gezogen. Dorthin wo ein großer Korb mit Spielsachen steht. Im Gottesdienst ging es um einen Vers aus dem Buch Jeremia:

„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“