Wer mit sich selbst redet, gilt als verdächtig. Das war jedenfalls früher so. Heute haben viele Menschen, die so auftreten, als redeten sie mit sich selbst, irgendwo eine Freisprecheinrichtung versteckt, und telefonieren in Wahrheit.
Der Predigttext für den kommenden Sonntag Palmarum im Johannes Evangelium hat von beidem etwas. Er berichtet gewissermaßen von einem Selbstgespräch im „Telefonat/Gebet“.
Jesus bittet Gott: „Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche.“ http://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes17
Im Sprachgebrauch des Johannesevangeliums meint „Verherrlichung“, „Kreuzigung“.
Ignoriert man, dass es sich hier um ein Selbstgespräch (Joh.10,30 „Ich und der Vater sind eins.“) handelt, kann es zu folgenschweren Missinterpretationen kommen, als ob Gott ein blutiges Opfer bräuchte um seinen Zorn zu stillen.
Dabei setzt Gott sich selbst dem Leiden und in dessen Konsequenz dem Tod aus. Von nun an gibt es keinen Ort der Gottesverlassenheit mehr, weil Gott selbst sich diesen Platz gewählt hat. Erlebe ich nun Verlassenheit, begegne ich ihm. Es gibt keine Verlassenheit mehr. Überall kann ich mit Gott frei sprechen.