Liebesversprechen

Phillip hatte sich endlich getraut. Mit 32 Jahren kann Mann heiraten, denkt er. Und Familie haben: Kind, Haus Hund; das volle Programm. Lena ist glücklich, dass er endlich auch einverstanden ist. Wäre es nach ihr gegangen, hätte er ihr auch schon früher einen Antrag machen können. Hat er aber nicht. Nun kann die Vorbereitung zur Hochzeit beginnen. Standesamt nur klein, mit Eltern und Trauzeugen. Zum großen Fest dann die kirchliche Trauung. Das ist Lena wichtig. Als Teenager war sie Helferin im Kindergottesdienst. Deshalb soll es eine evangelische Hochzeit werden. Philipp ist katholisch und möchte das auch bleiben. Die Trauung soll in der Kirche sein, in der er früher Messdiener war. Eine evangelische Trauung in einer katholischen Kirche? Kommt gar nicht in Frage, meint die rheinisch-katholische Kirchengemeinde. Darüber ist Lena richtig sauer: „Wir haben 2020, sind zwei junge Menschen, die noch in der Kirche sind und die stellen sich so an! Unglaublich!“ Philipp schweigt. Als Lena ihren Freundinnen davon erzählt, können die nur müde lächeln. Lena ist nämlich die einzige, die überhaupt noch in der Kirche ist. „Du und dein Kirchen-Gedöns“, sagen sie. „Mach doch einfach eine Feier ohne kirchliche Hochzeit. Direkt nach dem Standesamt. Haben wir auch so gemacht. War wunderschön!“ Zwei Jahre ist das jetzt her, Corona hat Lena und Philipp einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auf dem Standesamt waren sie noch. Die kirchliche Hochzeit haben sie abgesagt. „Vorläufig!“, wie Lena meint. Philipp sagt immer noch nichts, hat inzwischen aber einen Trauspruch ausgesucht: „Wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott.“ (1.Joh.4,7). „Das ist das Wichtigste!“, findet Lena dann auch. „Lass uns einfach im Juli in diese kleine dänische Kirche fahren; Du weißt doch, diese fast direkt am Fjord. Mittags ist da nie jemand. Nur wir beide. Und Gott natürlich; und dann geben wir uns vor ihm unser Liebesversprechen. Sie kramt einen kleinen Zettel aus ihrer Handyhülle, auf dem steht. „In der Kraft der Liebe Gottes will ich Dir vertrauen und Dir treu sein. Ich will Dich annehmen, wie Gott uns angenommen hat, und Dir vergeben, wie Gott uns vergeben hat. Ich will Dein Anderssein achten und nicht aufhören, Dich zu suchen. In meiner Liebe zu Dir will ich wachsen und Dich tragen in traurigen wie in glücklichen Zeiten. Unsere Liebe gebe uns Kraft, auch für Andere dazu sein und für die Welt, in der wir leben. So will ich Dich lieben, mit Gottes Hilfe, am liebsten zwei Leben lang.“ „Ja ich will!“, sagt Philipp und nimmt Lenas Kopf in beide Hände. Über seine Wange rollt eine kleine Träne. „Ich hätte Dich viel eher fragen sollen, Du Liebe meines Lebens!

Dieser Beitrag wurde am 15.6.2022 bei Kirche im WDR2 gesendet.

Foto: https://unsplash.com/photos/EWqwxi9He04

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