Eigentlich könnte alles so einfach sein. Ist es aber nicht. Durststrecken zu überstehen und Unbequemlichkeiten hinzunehmen, fällt nicht leicht. Wird uns gerade auch wieder vor Augen geführt. Aber auch wenn es nicht um Kontaktbeschränkungen geht: Esgeht es immer öfter um Einschränkungen. wenn nicht sogar ums Verzichten. Zum Wohl des Klimas zum Beispiel:
Das Auto stehen zu lassen fällt vielleicht grad leichter als sonst, weil man sowie mehr zu Hause ist. Auch das Bio-Regal im Supermarkt ist groß genug um nicht daran vorbei zu laufen.
Wir wissen eigentlich was besser für uns und unseren Planeten ist, handeln aber nicht genug danach. Fachleute nennen das behaivor gap „Verhaltenslücke“. Hirnforscher erklären uns, dass unser Kopf das Problem ist, denn richtige Veränderung kann nur greifen, wenn unser Herz berührt wird. Am besten also eine Nacht zu der Mutterkuh in den Stall, der man gerade das Kälbchen weggenommen hat, bevor man zur billigen H-Milchtüte greift. Oder mal 14 Stunden am Stück versuchen an der eigenen Nähmaschine ein T-Shirt zu nähen. Macht keiner. Wir haben uns von den Folgen unseres Handelns so weit entfernt, dass sich mit deren Verdrängung gut leben lässt. Zumal die Liste zur Rettung der Welt immer länger wird.
„Ich weiß nicht, was ich tue. Ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse.“ (Röm7,15) Klingt modern, ist aber schon 2000 Jahre alt und stammt vom Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom. Offenbar gab es die Verhaltenslücke schon als die Welt noch nicht so komplex war wie heute.
Stellt sich die Frage nach einer Lösung. Wie kommen wir da raus aus diesem Dilemma. Ein renomierter Hirnforscher meint, dass es nur Veränderung gibt, wenn ich mir eingestehe: „Es gibt nur einen, der die Welt retten kann und das bin ich. Solange wir denken: Ein anderer macht es für uns, wird das nichts.“
Der Apostel Paulus gibt da eine andere Antwort: Glaubt nicht, dass ihr die Welt retten könnt, denn ihr seid Menschen und keine Götter. Aber den Kopf in den Sand stecken müsst ihr deswegen auch nicht. Denn die Welt geht keineswegs unter. Sie ist bereits gerettet! Ihr müsst euch gar nicht selbst zu Göttern machen und euch damit übernehmen. Wenn ihr das tut, steht ihr nämlich ganz traurig da, weil ihr eure Ohnmacht an allen Ecken und Enden merken werdet.
Ich vermute übrigens, dass das in den Ohren der Briefleser im damaligen Rom schon zu Stirnrunzeln geführt hat. Von einer geretteten Welt war damals vielleicht noch weniger zu sehen, als heute. Dennoch lebt der christliche Glaube aber genau von dieser Zuversicht, dass sich die Zeiten seit Jesu Geburt grundlegend geändert haben.
Die Hände deswegen in den Schoß zu legen und nichts zu machen, geht aber gar nicht. Vielmehr gilt es, darauf zu achten, wo es sich zeigt, dass Gott die Welt gerettet hat. Das geht dann richtig ans Herz und ermuntert dazu, das zu tun, was man tun kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Könnte eigentlich so einfach sein. Ist es aber nicht. Hilft dennoch durch so manche Durststrecke.
Dieser Beitrag wurde am 18.11.2020 bei Kirche im WDR gesendet.
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