Im Jenseits oder in der Parochie

Im Deutschen Pfarrblatt findet sich dieser Tage ein Artikel dessen Botschaft man in aller Kürze in einen Appell übersetzen könnte: Pfarrerinnen und Pfarrer macht euch auf in die sozialen Netzwerke! Denn:

„Schon ein Blick ins NT zeigt, dass sich die Gemeinden der frühen Kirche als Netzwerk organisierten.“

Der Aufruf von Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach (@luebue) Ralf Peter Reimann (@ralpe) und Alexander Ebel (@ebel) geschieht in Zeiten in denen dieses „Dings 2.0“ auch kirchlich immer mehr in den Blick genommen wird.
Meistens geschieht das immer noch mit ausgesprochener Skepsis, daher ist der werbende Vorstoß der Autoren löblich. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass kirchliche Webseiten meistens nur eine „Einbahnstraßenkommunikation“ anbieten, wird der Faktor der Personalisierung und Lokalisierung von Webangeboten durch die Einbeziehung von Social Media Kanälen betont.
Dabei kommt dann auch „Facebook in der Gemeindearbeit von Pfarrerinnen und Pfarrern“ in den Blick. Bei den dortigen Empfehlungen für das entsprechende Anlegen eines Profils regt sich bei mir allerdings Widerspruch gegen die Empfehlung:

„Durch Angabe der Berufsbezeichnung oder des Arbeitgebers Kirche oder durch ein entsprechendes Signal im Profilbild (z.B. Talar, Kollar oder Kirche im Hintergrund) oder in der Selbstbeschreibung kann man signalisieren, dass dieses Konto (auch) beruflich genutzt wird und man sich darauf von Interessierten ansprechen lässt.“

Sicher, es heißt, man „könne signalisieren, dass das Konto beruflich genutzt wird“. Im vorangegangen Abschnitt war allerdings zu lesen, wie „privates“ und „dienstliches“ immer mehr verschmilzt. Da darf schon gefragt werden, ob unter dieser Annahme das „dienstliche Signal“ nicht zu sehr in den Vordergrund gerückt wird. Bietet Social Media nicht gerade die Chance durch erkennbare „persönliche“ (nicht private! vgl. hierzu die Überlegungen meines Kollegen Matthias Jung @Eleutheria2009) Zuspitzung einen anderen/zweiten Blick auf Kirche/Glauben zu ermöglichen, der gerade durch Betonung eines „dienstlichen Profils“ droht zunichte gemacht zu werden?

Natürlich kann die Pfarrer_in als öffentliche „Person“ auf Facebook sein, aber dazu wäre sicher eine Fanpage der bessere Weg. Wer ein persönliches Profil anlegt ist m.E. besser beraten auf pfarramtliche „Zeichen“ zu verzichten. Das erleichtert gerade das auch von den Autoren geforderte austarieren dessen, was „dienstlich“ und was „persönlich“ gepostet zu werden verdient.

Ich jedenfalls fühle mich besser, wenn ich das Video über den Traktor-Pulling-Wettbewerb nicht „unter“ meinem Beffchen veröffentliche. Und die Mitarbeiterin aus dem Konfirmandenunterricht dürfte auch nicht aus den Wolken fallen, wenn sie eine Predigt in einem Post von mir entdeckt, obwohl in meinem Profilbild keine Kirche im Hintergrund zu sehen ist.

Sympathischer Weise sind die beiden Pfarrer unter den Autoren im Freizeitlook auf Facebook „wiedererkennbar“ vertreten. Ich hoffe das bleibt so. 😉

foto:sxc.hu
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