„Iß, trink, sei fröhlich auf der Erd‘, glaub nur nicht, dass es besser werd‘.“
Das deutsche Sprichwort verziert gerne gehäkelte Topflappen und bringt Küchentheologie vom feinsten auf den Tisch. Der Apostel Paulus zitiert einmal das Original, das da lautet: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Da wird nichts gehäkelt und nichts verziert, da wird offenkundig zu einer Verdrängung des Gedankens der Endlichkeit aufgerufen.
Am Totensonntag passiert das Gegenteil. Es heißt: Ruhe einkehren lassen, sich bewusst der Stille aussetzen. Totensonntag, das heißt aber auch, Gott keine Ruhe zu geben.
Die Gräber, die wir besucht und auf die wir Blumen gelegt haben, schweigen. Der Tod gibt keine Antwort. Er ergibt auch keinen Sinn. Aus ihm lässt sich keine Zukunft bauen.
Darum: „Augen auf!“ ruft uns der Prophet Jesaja im Predigttext für den kommenden Sonntag zu. Was kommt, ist ein neuer Himmel und eine neue Erde. Gott wird ein zweites mal zum Schöpfer. Das vermag Verzweiflung zu besänftigen, und ein unglückliches Herz beruhigen. Der Glaube an Gott, den Schöpfer richtet sich auf unsere Gegenwart. Aber der letzte und schönste Sinn der schöpferischen Ruhe Gottes ist, dass er von uns auf keinen Fall in Ruhe gelassen werden will.
„Darum lasst ihm, lasst Gott keine Ruhe!“ Jes 62,7.