Niemand weiß genau, was sich hinter dem Begriff „Netzgemeinde“ verbirgt. Und wahrscheinlich ist sogar, dass es sie gar nicht gibt, wie Christian Jakubetz meint. Oft wird darunter schlicht das verstanden, was Mitglieder bei Facebook und Twitter so ungefiltert an Meinung ins Netz stellen.
Daraus wird dann am Abend in der Tagesschau die „Netzgemeinde“. Selbst Mitglieder dieser sogenannten „Gemeinde“ erheben den Anspruch gerade keine Gemeinde zu sein. Das liegt m.E. daran, dass der Begriff „Gemeinde“ religiös aufgeladen ist. Und die „Netzgemeinde“ ist sich vor allem darin einig, dass „die Religion“ Antidemokratisch , Antiaufklärerisch und erst recht Antifreiheitlich sei.
Dabei ist das Bild, das hinter diesem Religionsverständnis steht, schnell als Zerrbild vor allem römisch-katholischer „Religion“ zu entlarven. Da fällt eine differenzierte Betrachtung oft schwer, zumal wenn sie in 140 Zeichen stattfinden soll.
Trotz alle dem bin ich der Meinung, dass sich eine Auseinandersetzung durchaus lohnt. Ich meine sogar, dass es sehr von Nöten ist, in den sozialen Netzwerken präsent zu sein. Persönlich mit seinen Interessen und seinem Glauben, öffentlich mit seinem (kirchlichen) Beruf, und erst recht in einer Mischung aus allem, die erst dazu führt, dass Argumente, Überzeugungen und religiöse (Wert-) Urteile in umfassender Weise wahrgenommen werden können. (Christlicher) Glaube vermittelt sich am besten dialogisch, auch wenn die kirchliche Struktur sich (noch) weitgehend kerygmatisch versteht.
Aus diesem Grund, und natürlich weil ich neugierig und internetaffin bin, treibe ich mich gelegentlich auch in der „Netzgemeinde“ herum. So auch an einem Sonntagnachmittag im Karneval, an dem diese kleine Unterhaltung über „Religion“ und „offene Gesellschaft“ stattfand:
Internet Aktivisten. Die neuen religiösen unter den religionslosen. Das macht den @jensbest ganz putzig.
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Was hat Religionskritik mit "Internetaktivismus" zu tun? Dein Tweet beweist meine Befürchtungen hinsichtlich den Religiösen.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest und die Bewertung der "Religiösen" entspricht nicht der Differenzierungsfähigkeit, die ich sonst in deinen Texten lese.
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Religiöser Wahn & Arroganz sind eine der Grundübel einer unaufgeklärten Gesellschaft. Das Gute Handeln braucht keine Gottesillusion.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@knuuut Wobei ich spirituelle offenherzige Arbeit als persönliche Kraftquelle respektiere und schätze.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest wenn du gegen verpixelte Gebäude bist, und dafür bereit bist in Gefängnis zu gehen, hat das für mich aber schon etwas "religiöses"
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Nein, das ist die Bereitschaft die Regeln des gemeinsamen öffentlichen Raums nicht der reaktionären Willkür anheimfallen zu lassen.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@knuuut Sich für Gerechtigkeit, auch in so komplexen Themen wie öffentlicher Raum, einzusetzen ist nicht religiös, sondern leidenschaftlich.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest das würde eine lange religionsphilosophische Debatte über das Wesen von "Religion"nach sich ziehen….
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Mein Handeln geschieht nach menschlichen Maßstäben, ist dem Menschen verpflichtet, in Demut vor einem großartigen Universum.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest "Demut" und "Leidenschaft" sind schon sehr religiös aufgeladene Begriffe 😉
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
. @knuuut Für dich vielleicht. Ich führe Tugend- und Moralgespräche ohne den Impetus eines mich begleitenden höheren Wesens.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest das mit "Gott" gehört in die Dogmatik. Das muss niemand mitmachen, wenn er nicht will.
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Wenn du das mit dem Großteil der Führungsriege und der Basis der monotheistischen Scharfmacher-Clubs geklärt hast, melde dich wieder
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
. @jensbest Diese Sicht ist ähnlich verengt, wie Politik auf rechtspopulistische Verlautbarungen zu reduzieren.
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Hamza-Mordmob, evangelikale Mobs in D-Land, intransparenter Vatikan, US-Biblebelt, Willkür im Arbeitsrecht – Baustellen, Baustellen
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest gibt es alles! Schlimm genug! Aber im Umkehrschluss alle abstrusen politischen Grüppchen für ein Abbild von Demokratie zu halten?
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Ich verbitte mir den Vergleich mit demokratischen Strukturen. Kirche ist Machtapparat basierend auf Religion. Zwei Welten.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
@jensbest der Protestantismus ist sogar in weiten Teilen basisdemokratisch organisiert Synodal/Presbyterial das ist das Gegenmodell zu Macht
— Ace Knute (@knuuut) February 19, 2012
@knuuut Ich bin an weiteren Details vermeintlich aufgeklärter Strukturen innerhalb deiner Kirche nicht interessiert. Religion überwinden.
— jensbest (@jensbest) February 19, 2012
2 Kommentare zu “„Die Netzgemeinde“ und „Die Religion“”