Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig

foto: sxc.hu

Noch jung der Vorsatz.
Wenige Stunden erst.
Vielleicht Tage oder Wochen schon.
Doch ab heute zählt’s.
Es geht los.
Der Vorsatz gilt.

Die Strategie ist klar.
Die Ziele sind gesetzt.

Wohl dem, der das schon mal geleistet hat.
Denn dann ist Orientierung gegeben und für Umsetzung gesorgt.

Starke Leistung, wer dazu in der Lage ist: Ziele formulieren, Pläne machen. Und wenn es gut gelingt sogar die Strategien zu Selbstüberwindung mit einbauen. Dann geht es in großen Schritten auf das Ziel zu.

Grandios. Da kann man und Frau nur sagen Hut ab. Applaus.
Doch:
Das Jahr ist jung.
Der Kalender noch unbeschrieben, aber die Ahnung, dass alles so unberührt, so chancenreich und mit völlig offenen Möglichkeiten vor mir liegt, ist in Wahrheit wirklich nur eine Ahnung. Und diese Ahnung bleibt.
Sie hängt gewissermaßen schon als Begleitfaktor mit über dem neuen, noch jungen Jahr.

Schnell ist manchmal verflogen, was kraftvoll begann.
Und Biblische Weisheit geht in den Volksmund über:
„Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach.“

So schleicht er sich ein dieser Gedanke.
So mischt er sich unter alle gefassten Vorsätze.
Er begleitet den strunzenden Optimismus mit einer Ahnung davon, dass auch ein Scheitern nicht ganz ausgeschlossen ist.

Das Scheitern mitzudenken gehört nun nicht zu den Tugenden, die der Coach seinem Team mit auf den Weg zu geben hat.
Der Coach soll vielmehr stärken, hart machen.
Er soll zu Selbstvertrauen führen, das grenzenlos ist und das in dem vielzitierten Satz mündet, der von Sportlern, wie von Popstars gleichermaßen gerne bemüht wird:
„Ich glaube an mich.“

Dieses „Ich glaube an mich“ ist gewissermaßen die Antithese zu der Jahreslosung aus dem 2.Korintherbrief 12,9: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den schwachen mächtig.“

Denn der Apostel Paulus, selber von gewisser körperlicher Schwäche gezeichnet, „coacht“ die Gemeinde in Korinth auf eine Weise, die auch für damalige Ohren ungewöhnlich war.

Eigenes Versagen und die Möglichkeit des Scheiterns wird nicht ausgeblendet, sondern in den Blick genommen. Ja, mehr noch: „Schwäche“ kommt überhaupt nicht als „Scheitern“ zum Vorschein.
Vielmehr dient sie als Erweis der Gnade Gottes, die sich in den Schwachen als mächtig darstellt.

Was hier ausgesagt wird, ist nicht mehr und nicht weniger als eine Umwertung aller Werte einer Haltung, die den Wettbewerb und die Leistung als Ernstfall aller menschlichen Möglichkeit zu definieren versucht.

Erreichte Leistung und objektiv gemessener Erfolg ermöglichen die These vom Gewinn der These „Ich glaube an mich“. Zugleich jedoch verstellen sie die Sicht auf menschliche Wirklichkeit, die nie ohne Niederlagen auskommen kann.
Und was noch weitaus schwerwiegender ist:
Errungene Leistung und gefeierter Erfolg verstellen (meist) auch noch den Blick auf die Einsicht, dass menschliches Leben, ja, dass Leben „überhaupt“ sich der Gnade Gottes verdankt.

Anders gesagt:

Ich kann nichts tun. Gott schenkt und ich empfange. Er gibt, mir wird gegeben.

Das lassen „wir“ modernen Menschen uns nur schwer sagen, dass wir nichts tun können.

Zu sehr wird uns das „Ich glaub an mich“ und das „Da geht noch was“ medial eingehämmert.
Und wenn dann nichts mehr geht, ist es eine Katastrophe. Eine Katastrophe, die nur noch von professionellen Helfern begleitet werden kann und muss, weil das Scheitern in unserer Gesellschaft keine Berechtigung und auch keinen Ort mehr hat.

Nichts haben wir mehr nötig als still zu sein und still zu halten, wenn Gott uns in unserer Schwäche Kraft schenken will.

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