Seit Monaten sitzt er in seiner Zelle. Wenn er sich auf sein Bett stellt, kann er durch einen Glasbaustein den Himmel sehen. An dem kleinen Tisch versucht er in Worte zu fassen, was ihn umtrieb, als er den Entschluss fasste abzudrücken. Es gelingt nicht, er gibt auf. Einmal in der Woche gibt es einen Apfel, ein Highlight, wie er sagt. Die Kerne wickelt er in Toilettenpapier, feuchtet es an und steckt es hinter die Heizung. Keimen sollen sie, so die Hoffnung. Nach einigen Wochen ist es soweit: Zwei Kerne haben gekeimt. Beim nächsten Hofgang ergattert er etwas Erde, füllt sie in den kleinen Joghurt Becher und hofft nicht entdeckt zu werden. Immerhin das gelingt. Er pflanzt die gekeimten Kerne ein, hegt und pflegt und hofft. Hofft, dass ein Pflänzchen entsteht, hofft, dass es ihm nicht genommen wird. Es glückt, auch mit dem Schreiben. Nun schreibt er über sich in der dritten Person. Die Blätter werden voll, das Pflänzchen wächst. Heute steht das Pflänzchen in einem Pfarrgarten. Es dürfte in den letzten 17 Jahren zu einem Baum gewachsen sein. Er will sehen, was aus ihm geworden ist, wenn er raus kommt. Und aus dem Baum. In zwei Jahren, vielleicht.
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