Ein nachdenkliche Wort an Heiligabend von Friedemann Greiner. Das tut gut angesichts sonst zu lesender Vollmundigkeit:
„Die Kirchen sind mit ihrer eigenen Ohnmacht konfrontiert.
Grauenhafter Missbrauch und Glaubwürdigkeitsverlust geschehen in einer Zeit, in der es einen unglaublichen Boom gibt, was die Sehnsucht nach ‚Sinn‘ anbelangt.
Die Ressource ‚Sinn‘ ist mehr denn je gefragt. Die ‚Kundschaft‘ für die Kirchen ist zweifellos da, sie kauft sich allerdings immer öfter woanders ein, nicht jedoch bei den bisherigen ‚Sinn-Agenturen‘.
Die Kirchen manövrieren sich ins Abseits, wenn sie nicht begreifen, dass ihr Monopolanspruch schon längst aufgehört hat zu existieren. Wer ein Monopol aufgeben muss, das weiß Gott satt und träge im Geist macht, der sollte nicht jammern, sondern sich der Konkurrenz stellen. Ich bin überzeugt davon, dass unsere Gesellschaft auf die christliche Botschaft nicht verzichten kann, ohne wesentliche geistige, kulturelle und soziale Errungenschaften preiszugeben. Allerdings verbietet sich jegliche geistige und geistliche Arroganz. Respekt im Gespräch mit Andersdenkenden und Andersglaubenden – als Christen haben wir darin durchaus Nachholbedarf!“
Friedemann Greiner, 64, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
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