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Ein Herz für Versager

Versager sein, mag niemand. Der Versager ist nämlich jemand, dem nicht nur hier und da etwas misslingt, sondern der immer wieder auf ganzer Linie scheitert und dem deswegen das Label des „Losers“ -entweder als Fremd- oder als Eigenbeschreibung- anhaftet. Von Versagen, Scheitern, Verlieren zu erzählen ist mit Scham besetzt, obwohl es sich um zutiefst menschliche Erfahrungen handelt. Weil sich Erfolgsgeschichten aber besser verkaufen lassen, gehört es dazu Momente des Versagens zu verschleiern.  Im zwischenmenschlichen Bereich ist die Ausrede ein wirkungsvolles Mittel der Verschleierung, das allerdings im beruflichen Kontext strikt zu vermeiden ist. Die berühmte „Lücke im Lebenslauf“ ist unter allen Umständen in Bewerbungsunterlagen zu unterlassen. So nimmt das Erzählen der Erfolgsgeschichten ihren Anfang.

Biblische Geschichten dagegen machen ernst mit menschlichem Versagen und dennoch muss dieses oft erst mühsam freigelegt werden: Zachäus gilt als ein Vorbild im Glauben, weil er sich beharrlich nicht davon abbringen lässt zu Jesus durchdringen zu wollen. Dass es sich bei ihm um einen notorischen Betrüger gehandelt hat, ist immerhin noch nicht ganz vergessen. Jakob, der Stammvater Israels, ist auch ein Muttersöhnchen, das sich mit Erschleichung von Leistungen seinen Platz erkauft hat. Von König David  und seiner Lust an Anstiftung zum Mord, wird weniger erzählt, als von seinen Psalmen.  Auch, dass Mose ein Totschläger war, der trotzdem den Auftrag bekam sein Volk in die Freiheit zu führen, wird oft vergessen. Und das Verhalten des Paulus kann nur erpresserisch genannt werden, jedenfalls wenn man auf die Zeit blickt bevor er sich als Apostel bezeichnet.

Nun könnte man einwenden, die Geschichte Jesu sei doch die größte aller Erfolgsgeschichten, schließlich wird durch seine Auferweckung kein geringerer als der Tod besiegt. Ob darin die Vergessenheit von Versagensgeschichten begründet ist? Anlass dazu bieten die biblischen Erzählungen freilich nicht: Der Ort des größten Versagens ist das Kreuz Jesu! Bei diesem Anblick nehmen die ersten Jünger reiß aus und bekommen es mit der Angst zu tun. Erst später begreifen sie: Durch den Tod hindurch erschafft Gott neues Leben. Unser Versagen wird zu seinem eigenen gemacht. Unser gescheitertes Leben ist in seinem Tod aufgehoben und in seiner Auferweckung überwunden. Versager sein, braucht keiner mehr!

 

Dieser Text erschien als Domain der Woche (497) auf e-wie-evangelisch.de

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