Predigt von Nikolaus Schneider zur Eröffnung der Fastenwoche 2011

Der derzeitige Ratsvorsitzende wird auf diesem Blog oft mit Kritik bedacht. Das soll nicht davon abhalten durchaus positives auch zu erwähnen.
Seine Predigt zur Eröffnung der Fastenwoche 2011 finde ich deshalb erwähnenswert, weil sie im Horizont der Verantwortung vor Gott die Frage nach Schuld und Strafe eindrucksvoll stellt.
Darum sei diese Predigt in Auszügen hier wiedergegeben:

Die Passionszeit fordert uns heraus zu Solidarität mit jedem leidenden Menschen. Und so sind wir in diesen Tagen bei denen, die bei der Erdbebenkatastrophe ihr Leben verloren haben. Wir stellen wir uns an die Seite derer, die um ihre Angehörigen bangen, deren Hab und Gut vernichtet wurde. Und unsere Gedanken sind bei all denen, die als Helfer das Menschenmögliche tun, um Leben zu retten. Unsere Gebete gelten denen, die in diesen Stunden versuchen, die Folgen der Reaktorkatastrophe soweit es geht zu mindern.
Im Evangelium, das wir eben hörten, wird Jesus gebeten, zu einer Katastrophe Stellung zu nehmen, die damals wohl viele bewegt hat. Die römischen Besatzungssoldaten hatten unter friedlich betenden Juden ein Blutbad angerichtet. Und für viele damals stand die Frage im Raum, was haben die Betroffenen falsch gemacht? Wofür wurden sie bestraft? Das ist eine menschlich verständliche Frage. Wir Menschen müssen wohl so fragen: warum nur ist das geschehen? Wer trägt daran die Schuld? Und hätte Gott es nicht verhindern können? Wahrscheinlich müssen wir so fragen, weil es schwer auszuhalten ist, dass auf dieser Erde Dinge geschehen, die wir nicht beeinflussen, die wir nicht verhindern und für die wir keine Gründe erkennen können.

Jesus weist diese Erklärungsversuche zurück. Er fragt nicht nach Schuld und Strafe. Jesus stellt sich nicht als Wissender über die Opfer, sondern er stellt sich an ihre Seite. Und darin zeigt er, wo Gott ist. Nämlich dort, wo Menschen ins Leid gestürzt werden. Und daher weist Jesus die Frage nach der Schuld zurück und wendet sie anders. Er fragt nicht, wie konnte das geschehen, sondern, was lernt ihr daraus?
Es geht um die eigene Verantwortung, um das, wofür wir selber geradestehen können und geradestehen müssen. Das wäre doch eine gute Frage für die beginnende Fastenzeit.
Die japanischen Atomkraftwerke galten als erdbebensicher. Uns führen die Bilder aus Fukojima vor Augen, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Die Katastrophe in Japan zeigt uns die Zerbrechlichkeit des Lebens, wie verletzbar wir sind. Und wie unsicher der Boden ist, auf dem wir stehen und den wir doch – weil wir darauf leben müssen – gern für so sicher halten möchten. Wir haben uns fast schon daran gewöhnt, mit Technik umzugehen, die im Grunde weder einen menschliche Fehler noch irgendwelche außergewöhnlichen Einflüsse von außen verzeiht.
Zur Geschöpflichkeit des Menschen gehört aber, dass wir Wesen sind, die Fehler machen. Und es gehört zu einem realistischen Selbstbild, dass wir Menschen eben außerstande sind, für absolute Sicherheit zu sorgen. Und deshalb ist eine Technik, die 100prozentige Sicherheit braucht, um Katastrophen apokalyptischen Ausmaßes zu vermeiden, nicht menschengerecht. Jesus ruft zur Buße auf. Fastenzeit ist eine Zeit der Buße. Sie lädt uns ein, nach dem Maß zu fragen, das Gott uns zugeteilt hat. Und nach der Verantwortung, die Gott von uns erwartet. Das gilt für die gesellschaftlichen Fragen ebenso wie für die Fragen unseres persönlichen Lebens.

Quelle: evangelisch.de

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