Es zeugt von wenig PR-Geschick der Kirchen, vor den höchsten christlichen Feiertagen eine so schlechte Presse zu bekommen.
Dabei hatte alles so gut begonnen: Sven Lehmann, Parteichef der Grünen in NRW, setzte sich dafür ein, dass die Regel geändert wird. Jeder solle den Karfreitag „nach seiner Fasson begehen. Es kann nicht sein, dass die Minderheit der Leute, die christlichen Glauben aktiv praktiziert, der Mehrheit vorschreibt, wie sie den Tag zu verbringen hat.“
Die Äußerungen Lehmanns konterte der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sehr geschickt: “Wer Feiertage ohne ihren prägenden Inhalt haben will, will sie am Ende gar nicht mehr. Denn ohne ihren prägenden Inhalt sind Feiertage verzichtbar.“
Und weiter: „Die Logik des Landeschefs der Grünen bindet Feiertagsgestaltung an die Zahl derer, die den Tag aktiv begehen. Wer dieser Logik konsequent folgt, müsste dann auch Feiertage wie den Volkstrauertag oder auch den 1. Mai abschaffen, weil nicht die Mehrheit der Bevölkerung zu Gedenkfeiern oder Mai-Kundgebungen geht. Bleibt zu befürchten, dass der Grünen-Chef in NRW als nächstes die Abschaffung des Tages der deutschen Einheit fordert, weil nicht die Mehrheit der Bevölkerung an Feiern zur Wiedervereinigung teilnimmt.”
Gut pariert hätte man sagen können, wäre danach nicht der Druck auf eine Buchhandlung ausgeübt worden, die mit dem Begriff „Hasenfest“ ihre Produkte an die Frau und den Mann bringen wollte. Brav knickte die Geschäftsleitung ein und bewarb ihre Bücher fortan „theologisch korrekt“ mit dem Begriff Ostern.
Wer Druck ausübt, muss sich auch Gegendruck gefallen lassen und der meldete sich dann auch. Eine Gesellschaft, die sich nicht mehr mehrheitlich „christlich“ versteht, möchte sich nur ungern von einer Minderheit Vorschriften machen lassen. Erst recht nicht, wenn es um das wohlverdiente (heilige) Freizeitverhalten geht.
So ließ man den „karfreitäglichen“ Machtkampf nicht auf sich beruhen und stellte fortan die gesetzlichen Vorschriften für sogenannte „stille Feiertage“ in den allgemeinen Fokus.
Die „Netzgemeinde“ mit ihrem Hang zu 140 Zeichen Aussagen hatte schnell eine Parole parat: #Tanzverbot (oder auch „Firlefanzverbot“, „Popenposse“)
Das ist griffig und mobilisiert. Vor allem die jüngere Kundschaft.
Und die ist in „Öffentlichkeitsarbeit“ (um mal den kirchensprech Begriff für PR zu benutzen) deutlich besser (und auch kreativer), wie die „Smartmobber“ in Frankfurt zeigen.
Es zeigt allerdings sehr eindeutig, wie das Eintreten der Kirchen für Feiertage wahrgenommen wird: Nämlich als Ausübung kirchlichen Machtanspruchs und als Bevormundung.
Leider hat es kirchliche PR bisher nicht vermocht darauf hinzuweisen, dass es ohne kirchliche Feiertage nur noch Werktage gäbe.
Insofern machen kirchliche Feiertage das moderne Freizeitverhalten einer in ihrem Selbstverständnis „Nachchristlichen“ Gesellschaft gerade erst möglich.
Ein kurzes „Danke Kirche“ würde schon reichen.
Und dann kann man in aller Ruhe darüber diskutieren, ob man nicht wenigstens einen arbeitsfreien Tag behalten mag.
Den Freitag z.B.?
Christlicher Glaube kommt gewiss ohne gesetzliche Feiertage aus.
Ob eine humane Gesellschaft ohne Feiertage auskommt darf bezweifelt werden.
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