Predigt Ostersonntag Mt.28 „Er ist nicht hier“

Ostermorgen
foto: sxc.hu
Sie gehen los an diesem ersten Ostermorgen, wie an Allerheiligen, wenn wir die Gräber unserer Toten besuchen. (Mathäus 28,1-10)
Da ist keine Freude im Herzen und Leichtigkeit im Schritt. Da ist vielmehr immer noch Trauer.
In diese Trauer hinein: Ein Erdbeben, ein Blitz, ein gleißendes Licht. Wie schneeblind stehen sie da.
Und auch die Wachen, die man aufgestellt hatte erschraken. Sie erschraken so sehr „als wären sie tot“.
Da ist es wieder dieses Wort, das an dem Ostermorgen doch eigentlich keinen Platz mehr haben sollte, das aber dennoch die Anfangsszene bestimmt. Der Tod bekommt am Beginn der Ostergeschichte noch seinen großen Auftrtitt. Er wird nicht ausgeblendet.
Es hat den Anschein, dass er sich mit seiner Macht und Dominanz noch einmal von seiner mächtigen Seite zeigen darf.
Nein der Tod ist ganz gewiss nicht klein. Er kann zwar kleingeredet oder kleingeschwiegen werden, das lässt ihn aber ganz gewiss nicht weniger mächtig auftreten. So gesehen bringt das Evangelium ihn, de letzten Feind, von Anbeginn der Ostergeschichte an zunächst nicht als überwundenen, sondern zunächst als sehr wirkmächtigen vor Augen.
Und dabei bleibt es. Denn die Augen, diejenigen, auf die scheinbar in der Ostergeschichte alles ankommt, diese bleiben außen vor.
Die Augen der Jüngerinnen und der Wachen sie sehen einen Blitz und das Gewand eines Engels, das weiß wie Schnee ist, das was sie aber danach erblicken ist nur die Stätte, da er –Jesus– gelegen hat.

„Er ist nicht hier!“

Nach dem Ruf doch bitte nicht zu erschrecken, ist die erste Osterbotschaft die leere Stätte, da er gelegen hat und der doch so kleine Satz: Er ist nicht hier.
Das „er ist nicht hier“ ist die so schmerzlich kleine Keimzelle des ersten Osterglaubens.
Keine machtvolle Erscheinung des Auferstandenen, der mit Erdbeben Blitz und Donner kommt, sondern:
Die Botschaft: „Fürchtet euch nicht, er ist nicht hier!“
Ist es nicht sehr seltsam, das von gewaltigen Begleiterscheinungen am Grabe die Rede ist, aber auf diese machtvollen Naturgewalten folgt nicht die Erscheinung des Auferweckten, sondern es folgt die Auskunft eines Engels Gottes, dass der Auferweckte „nicht hier sei“!
Die Augen sind offenbar machtlos.
Das was wirklich wichtig ist, kann man und frau offensichtlich nicht sehen.
Das wirklich Wichtige ist unsichtbar.

Es hat nun allerdings einen wichtigen Verweis: „Seht die Stätte, da er gelegen hat.“
Und eine weitere: die Erinnerung an seine Worte: „wie er gesagt hat“.
An der letzten Ruhestätte wird die Erinnerung an den Gekreuzigten wach.
An der letzten Ruhestätte erinnern sich die Jüngerinnen an Jesu letzte Worte, die er beim gemeinsamen Mahl sprach, als er davon redete, dass das gebrochene Brot sein Leib sei. Dass er von nun an nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde.
Die Jüngerinnen erinnern sich an die Menschensohn-Worte, die er zu ihnen sprach, und die sie auf einmal und vollkommen überraschend ganz anders hörten, als noch zu den Zeiten, als er selbst zu ihnen sprach.
Die Augen sind offenbar nicht das geeignete Organ mit dem die Auferweckung des Gekreuzigten wahrgenommen werden will. Eher hat es wohl etwas mit „Erinnerung“ zu tun.
Gleichwohl gilt: Auch wenn die Augen nicht das Organ sind, das die Relevanz des Osterglaubens rechtfertigt, so werden sie doch zu Zeugen der äußeren Begleiterscheinungen am ersten Ostermorgen.
Die Augen sehen die Stätte, wo er gelegen hat; aber gleichzeitig verliert diese Stelle alle Attraktivität die man ihr zutrauen würde.
Bis heute spielt diese Grabesstelle keine wirklich bedeutende Rolle in der Überlieferung der christlichen Kirche. Auch wenn Grabtuch und heiliger Rock immer wieder mal für etwas mediale Aufmerksamkeit sorgen (sollen).
Es hat allerdings ganz den Anschein, dass wenn es nicht die Augen sind mit denen die Auferweckung des Gekreuzigten wahrgenommen werden will, die Erinnerung der bevorzugte Ort ist, an dem sich die Auferstehungswirklichkeit entzündet.
„Er ist nicht hier! Er ist auferstanden wie er gesagt hat.“
Die Erinnerung an das „was er gesagt hat“ wird angesichts des leeren Grabes zur Quelle der Auferstehungswirklichkeit.
Oder zugespitzt: Jesu Botschaft „verdichtet“ sich an der Stätte, da er gelegen hat so sehr, dass sie den Osterglauben der Jüngerinnen freisetzt:

-Todtrauriges Dasein verwandelt sich in Lebensmut.
-Fröhlichkeit und Freude erobern ihre Plätze zurück.
-In der Dämmerung weicht Sorgenvolles und Mühsames.
-Leben hat wieder eine Chance.
-Ausweglosigkeit war gestern.
-Die Richtung ist wieder klar.
-Es gibt einen klaren Auftrag und eine gemeinsame Richtung.
-Die grausam erlittene Todesstrafe bleibt nicht als Strafe an dem Gekreuzigten hängen, sondern setzt ihn und seine Botschaft vom kommenden Gottesreich ins Recht.

Die beiden Jüngerinnen verlassen die Grabesstätte. Mit großer Freude, aber immer noch mit Furcht.
Sie sind ergriffen von der Botschaft die sie erreicht hat und sie sind angefüllt vom Versprechen, das ihnen der Engel gegeben hat.
Nämlich, dass sie Jesus wiedersehen werden, wenn sie nach Galiläa zurückgehen würden. Also in die Gegend, in der sie mit Jesus die meiste Zeit verbracht hatten. Und während sie sich aufmachen um den Jüngern in Jerusalem von der Aussicht zu berichten, dass sie Jesus tatsächlich mit ihren Augen in Galiläa wiedersehen werden, da passiert das Entscheidende.
Es passiert abseits des großen Erzählstrangs der Geschichte.
Es wird fast beiläufig berichtet, aber in dieser Beiläufigkeit steckt die volle Wucht dieser Ostererzählung.
Darin steckt die volle Wucht der Ostererzählung, die ernst damit macht, dass es auf weit mehr ankommt als mit offenen Augen durch die Welt zu gehen:
Es heißt: „Und siehe: da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt!“
Während die Jüngerinnen auf ein Wiedersehen noch hoffen, ereignet sich „plötzlich und unerwartet“ eine Begegnung.
Eine Begegnung, die offenbar durch weit mehr als durch´s Sehen geprägt ist.
Denn am Schluss unserer Ostererzählung steht die erneute Ankündigung eines Wiedersehens in Galiläa.
Jesus begegnet uns, ohne dass wir ihn sehen. Er begegnet uns ohne Blitz und Donner und auch ohne dass die Erde unter uns bebt.
Doch dann ist er auf einmal da.
Plötzlich und unerwartet. So plötzlich und unerwartet, wie auch der Tod manchmal daherkommt.
Da steht Jesus nun vor uns.
Und mit ihm die Erfüllung der Hoffnung, dass seine Botschaft von einem den Menschen zugewandten Gott kein frommer Wunsch ist.
Sonder vielmehr eine wirkliche Begegnung. Eine Begegnung mit dem, der Grund des Glaubens und Erfüllung der Hoffnung ist.
Darum gehen Menschen los, erzählen von dem was „passiert“ ist. Aber indem sie berichten, was geschehen ist, erzählen sie die Geschichte, was ihnen widerfahren ist.
Sie erzählen die Auferweckungsgeschichte nicht als Faktengeschichte, sondern als Begegnungsgeschichte.
Wer mit den Augen die Fakten betrachtet, wird nur schwer Begegnung erfahren.

Wer aber haarscharf neben die Fakten schaut, der erblickt hier und da die neue Welt Gottes:

-Todtrauriges Dasein verwandelt sich in Lebensmut.
-Fröhlichkeit und Freude erobern ihre Plätze zurück.
-Sorgenvolles weicht dem Mühsamen
-Leben hat wieder eine Chance.
-Ausweglosigkeit war gestern.

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