Unreflektierte Solidarität?

Das erreicht mich doch gestern (zum ersten Mal) aus der Präsidial Kanzlei unserer Landeskirche eine Mail mit folgendem Inhalt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie alle haben aus der Presse entnehmen können, dass unsere koptischen Mitchristinnen und -christen schweren Repressalien in Ägypten ausgesetzt sind. Höhepunkt war in der vergangenen Woche der schreckliche Gewaltanschlag, bei dem dutzende Menschen ums Leben kamen. Alle Christinnen und Christen sind nun aufgefordert, ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Präses Schneider bittet Sie daher herzlich, die anhängende Fürbitte am kommenden Sonntag im Gottesdienst zu verlesen.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag:

Ehrlich gesagt bin ich sprachlos! Zählen wir jetzt die Konfession der Anschlag Opfer des Terrorismus? Und suggeriert dieser Umgang nicht: Die vorherigen Opfer von Anschlägen hätten nicht unserer Solidarität bedurft?
Diese Form erinnert mich an die Nachrichten, die bei einem Flugzeugabsturz meinen erwähnen zu müssen, wieviele Deutsche unter den Opfern waren.
Das macht doch wirklich keinen Sinn! Wenn wir so anfangen tragen wir nicht zu einem Frieden zwischen den Religionen bei, sondern schüren noch deren ohnehin aufkommende Rivalität.
Ich hätte mir eher gewünscht, dass der Präses auf die Arbeit der VEM und deren Eintreten für Religionsfreiheit (übrigens auch die negative!) verweist. Der Tenor dieser Aktion ist deutlich eirenischer. Dort heisst es:

Als Missionsgesellschaft erzählen wir den Menschen natürlich von der Leidenschaft Gottes und wir tragen seine Botschaft weiter. Trotzdem ist ein respektvoller Umgang mit anderen Religionen für uns selbstverständlich. Wir treten für Religionsfreiheit ein und für den Frieden zwischen den Religionen. Friedliches Zusammenleben, das ist nicht immer leicht. In Indonesien etwa herrscht zwar Religionsfreiheit, immer wieder gibt es aber Anschläge auf Kirchen und Christen. Auch im buddhistisch geprägten Sri Lanka hat unsere Mitgliedskirche, die methodistische Kirche, keinen leichten Stand. Konfrontation hilft dort aber genauso wenig weiter wie in Deutschland. Wir setzen überall darauf, mit den andersgläubigen Nachbarn zu sprechen. In vielen gemeinschaftlichen Projekten konnten wir schon zeigen, wie ein friedliches Zusammenleben möglich ist.

Folgende Fürbitte werde ich im morgigen Gottesdienst nicht sprechen:

Barmherziger Gott,
wir bringen vor Dich unsere Klage über Bedrängnis, Gewalt und Verfolgung, denen viele Menschen in dieser Welt ausgesetzt sind.
Wir bitten Dich heute besonders für die koptischen Christinnen und Christen in Ägypten, in Deutschland und in der ganzen Welt.

Wir klagen über den gewaltsamen Tod der Schwestern und Brüder in Ägypten. Mit großen Schrecken hat uns dieser Gewaltakt erfüllt.
Wir bitten Dich, treuer Gott, schenke Sicherheit den Christinnen und Christen in Ägypten und an allen anderen Orten der Bedrohung in dieser Welt. Wir beten, dass die Diskriminierung ein Ende hat.

Wir bitten Dich, treuer Gott, dass der Frieden, den wir in dieser Weihnachtszeit durch Dich erfahren für alle verfolgten Christinnen und Christen Wirklichkeit wird.

Sie ist Wasser auf die Mühlen der latent islamfeindlichen Strömungen in unseren Gemeinden und dient damit nicht der Verständigung und dem Dialog der Religionen.

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