Bedrängnis und Hoffnung. Römer 5,1-5

Wenn die Spielräume eng werden, sieht  es oft nicht gut aus!

Das gilt nicht nur für den Fußball, das darf im Jahr der WM aber angemerkt werden.

Wenn die Spielräume eng werden und nicht jeder so aufspielen kann, wie er möchte, fallen oft Worte wie „kämpfen“, „beißen“, „dagegenhalten“ und nicht zuletzt, „so etwas ist nicht schön anzusehen“. Die Masse will „großes Tennis“ sehen, wie ein Bundesliga-Trainer es formulierte, Großes Tennis –auch im Fußball. Doch dazu darf man nicht unter Druck stehen. Nicht unter physischem und auch der Kopf muss frei sein. „Mental“ ist da das sportliche Zauberwort.

Wer gehörig unter Druck steht, bekommt es mit der Angst zu tun und „Angst“ ist im Leben nie ein guter Ratgeber. Aber was hilft einem das, wenn man vor lauter Angst die Hosen voll hat und nicht aus noch ein weiß? „Angst ist kein guter Ratgeber“ –das hilft einem da mit Sicherheit auch nicht weiter. „Angst“ und „Ausweglosigkeit“, das sind persönliche Tiefpunkte im Leben, die man lieber mit sich allein ausmacht.

Die man auf gar keinen Fall in die Öffentlichkeit tragen will, denn die, die giert nach Angst –freilich nur nach der, der Anderen.

Die Angst der Anderen –, daraus speist sich der Horrorfilm ebenso, wie die Schlagzeile in der Boulevard-Zeitung.

Wer keine eigenen Ängste hat, möchte wenigstens die Angst der Anderen spüren. Es ist ein Spiel für die Masse, –für die Betroffenen ist es die Hölle.

Der heutige Sonntag der Passionszeit will „gedenken“.

Gedenken aller Bedrängten.

Gedenken aller Verfolgten. Gedenken aller Geknechteten.

Der Predigttext für diesen Sonntag steht im Römerbrief des Apostels Paulus im 5. Kapitel:

1 „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; 2 durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird. 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, 4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, 5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

Klar wird in diesem Text erst einmal folgendes: Hier schreibt keiner, der vor lauter Verzweiflung und Unterdrückung nicht mehr aus noch ein weiß. Hier schreibt einer, der vor Glaubensgewissheit nur so strotzt! –

Oder?

In der Tat wird der Apostel Paulus gerne als so eine Art „Superchrist“ dargestellt. Der, mit dem größten Glauben, der für die Missionierung der Welt verantwortlich ist. Dieser Mann, wenn nicht er, –wer sollte einen größeren Glauben haben.

Aber das ist verzerrt dargestellt, denn hier spricht auch einer, der von tiefster Bedrängnis weiß.

Hier spricht einer, der nicht selten von Depression und Glaubenszweifeln geplagt war. Hier spricht alles andere als ein Supermann.

Hier spricht allerdings einer, der gerade in seiner Schwäche und Verzweiflung Gottes Hoffnung fürs sein Leben gefunden hat.

Das wird leider nur allzu oft vergessen, das Gott eine Vorliebe für Schwäche hat! Gott hat eine Vorliebe für menschliche Schwäche! Das macht seine ganze Geschichte mit den Menschen aus.

Denken wir an die Paradieserzählung,

die Erschleichung des Segens durch Jakob, oder dem Tanz ums goldene Kalb.

Denken wir an die Kritik der Propheten an ihrem Volk, das er, Gott, immer wieder zu seinem einzigen erwählt.

Und denken wir mit welchen Gestalten sich Jesus umgibt und welch schlechten Umgang er gerne pflegte. Nicht das strahlend weiße olympische Siegerlächeln liebt Gott, sondern er hat ein Herz für die zu kurz gekommen und die in ihrer Existenz bedrängten und verfolgten.

Das gilt auch für für die Ereignisse in der letzten Woche. Ich habe  eine hoffnungsvolle zurückgetretene Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland gesehen. Die bei aller sie begleitenden Bedrängnis (und auch Häme) wusste, dass sie „nie tiefer als in Gottes Hand“ fallen kann

Auch an dieser Bischöfin zeigt sich, dass Gott ein Herz für das menschliche hat, ja noch viel mehr, er hat sogar ein Herz für das absolut unverzeihliche, und falsche: In der Bibel meist „Sünde“ genannt. Um Gottes Willen hätte sie jedenfalls nicht zurücktreten müssen.

Freilich erzeugt Bedrängnis nicht immer Hoffnung. Und dass man sich der Bedrängnisse rühmt –wie es der Apostel tut– ist wohl nur angesichts seiner Erwartung des kommenden Gottesreiches verständlich.

Gleichwohl ist diese Hoffnung zum unauflöslichem Kennzeichen christlichen Glaubens und Lebens geworden.

Ohne diese Hoffnung, dass Gottes es gut mit uns meint, wären die Kirchen wohl schon längst ausgestorben. Dass Gott es gut mit uns meint ist aber nicht jedem so tief ins Herz geschrieben, dass er daraus auch leben kann. Denken wir nur an Robert Enke, der sich im letzten November gerade wegen seiner tiefsten Bedrängnisse den Weg unter den Zug wählte.

Und denken wir an die vielen, die ihm auf diesem Weg folgten: Allein im November letzten Jahres schnellte die Zahl der Suizide um das vierfache nach oben. Ein Effekt, der schon zu Goethes Zeiten zu beobachten war.

Es darf in dem allem gefragt werden, was wir als Kirche und wir als Bürger unseres Landes angesichts der Verfolgungen im Ausland und der Bedrängnisse im Inland zu tun bereit sind?

Wenn die Spielräume eng werden, hatte ich eingangs gesagt, geht es oft nicht gut aus! Wenn die Spielräume eng werden und nicht jeder so aufspielen kann, wie er möchte, fallen oft Worte wie „kämpfen“, „beißen“. Keiner will in einer kämpfenden, in einer friedlosen Welt leben. Keiner möchte bedrängt und verfolgt werden.

Das kann doch dann im Umkehrschluss nur heißen, dass wir die Räume in unserer Kirche und Gesellschaft weit offen halten. Und zwar so,

–Dass der Mensch darin Platz hat und die Moral.

–Das Verfolgung beim Namen genannt werden darf ohne Ausgrenzung zu betreiben.

–Das Leistung vom Menschen verlangt wird, aber er nicht auf diese Leistung reduziert wird.

Das gilt erst recht für Menschen, die Leistungen in unserer Gesellschaft empfangen. Wer meint eine Debatte über den Sozialstaat führen zu können, indem er die Betroffenen in arge Bedrängnis bringt, muss mit erheblichem kirchlichem Widerstand rechnen.

Und zwar deshalb weil sich die christliche Hoffnung nicht unterkriegen lässt.

Nicht aus trotz, sondern aus Liebe.

Aus Liebe zum Nächsten, aus Nächstenliebe.

Paulus sagt das so: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

In diesem Fall ist er Heilige Geist ein Mahner in Sachen Liebe und Frieden, der die Spielräume offen hält. Damit nicht Bedrängnis und Verfolgung sich ausbreite, sondern der Frieden Gottes.

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