Erleuchtung paulinisch (Predigt 2.Kor.4,6-10)

2. Korinther 4. Kapitel, VV 6-10:

„Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. 
Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.“

Glänzende Worte, gewaltige Worte, schwere Worte, die der Apostel Paulus hier den Korinthern zumutet.

Uns bleibt doch vor allem der Schluss des Predigttextes in Erinnerung.

Sind wir wirklich die, die bedrängt sind, die, die leiden, die Verfolgung erleiden, unterdrückt werden.

Doch wohl nicht, oder jedenfalls nicht so sehr, wie unsere christlichen Geschwister in den Favelas in Südamerika oder in den Slums vor den Toren der afrikanischen Millionenstädte.

Heißt das dann im Umkehr Schluss, dass uns das Bibelwort nichts angeht, weil wir keine Korinther, Kolumbier oder Kenianer sind? Doch wohl kaum!

Doch beginnen wir von vorn:

Beim Licht, dort wo alles seinen Anfang genommen hat. Bei Gott, der am Beginn der Schöpfung „Licht“ von der „Finsternis“ trennt. Er ist der, der die Welt ins Dasein gerufen hat und so auch uns Menschen und unsere Lebensmöglichkeiten.

Gott steht am Anfang, er ist der Grund, dass etwas leuchten kann. Hier begegnet uns ein krasser Widerspruch zu dem religiösen Empfinden auf dem heutigen Markt der Religionen.

Jemand, der auf der Suche nach der Erleuchtung ist, der darauf brennt sich selbst zu erleuchten, der ist auf dem Holzweg.

Erleuchtung passiert immer nur im passiv, so, dass man erleuchtet wird. Sie kann nur empfangen werden, von Gott, dem Schöpfer. Wo das Wissen und Glauben um Schöpfer und Geschöpf durcheinander gerät, droht sich der einzelne als absolut zu setzen, mit allen Konsequenzen für sich und erst recht für alle Arten von Gemeinschaft.

Es soll also keiner meinen, dass er sein Leben und was er daraus macht sich selber verdanken könne.

Er ist und er bleibt angewiesen auf den Schöpfer. Und wer nicht weiß, dass er jemandem oder (meinetwegen auch etwas) sein Leben verdankt, dann wird er nicht aus der Kraft dieses Verdankens leben können und er wird es erst recht nicht an andere weitergeben wollen.

Paulus hatte in seinem Brief an die Korinther einen Anlass auf Gott als Geber des Lebens und aller guten Gabe hinzuweisen: Gegen Besserwisser Christen, die mit ihren Leistungen protzen oder die immer genau wissen, was christlich ist und was nicht, und sich  damit selbst in den Mittelpunkt stellen, wendet sich der Apostel Paulus.

Er betont das Wirken Gottes, das allen menschlichen Möglichkeiten (und erst recht seinen Wirklichkeiten) vorausgeht  und den Menschen als Empfänger und Adressaten dieses Wirkens bestimmt.

Der Empfänger bleibt in jedem Fall, auch als Erleuchteter, ein Tongefäß, also zerbrechlich, und ohne Halt in sich selber.

Deshalb gibt nichts, Bischöfe, Pfarrer, Christen überhaupt oder gar Ratsvorsitzende zu Heiligen machen könnte. Und zum Glück wissen das die meisten davon auch (und zu ihrem Schutz muss man sagen: Die Ratsvorsitzende weiss das am allerbesten!)

Gottes Kommen und Wirken in seinem lebensspenden Wort (auch Evangelium genannt) ist als göttliches nicht zu beweisen. Es lässt sich nicht eindeutig veranschaulichen. Ja es bleibt sogar umstritten. Das ist so. Das kann man beklagen, oder daran verzweifeln. Aber man kann es nicht ändern; als Mensch jedenfalls nicht.

Und Gott?

Gott will es nicht!

Gott will es nicht anders laut werden lassen, sein Evangelium, als in der vollkommen unzulänglichen menschlichen Sprache, durch vollkommen unzulängliche Menschen.

Unser christlicher Glaube erhebt sich nicht einfach über die Bedingungen einer Welt, in der alles strittig ist.

Als eine Religion ist er selbst ein zweideutiges Geschehen, das vielfältig problematisiert werden kann. Und als Religion bleibt er eine höchst weltliche Angelegenheit.

Er kann sich nicht durch Flucht den Gesetzmäßigkeiten und Spielregeln menschlichen Lebens entziehen.

Folglich ist ein Gott in der Welt nicht als Gott beweisbar und auch nicht vorzeigbar. Deshalb bleibt es bei aller Zerbrechlichkeit der weltlichen Gestalten von Religion.

Es bleibt auch kein kirchlich unerschütterliches Fundament, übrig, das sich jeglicher Kritik entzieht.

Gott ist von uns nicht handelbar, nicht ab-handelbar, nicht darstellbar. Man kann Gott weltlich nicht handhabbar werden.  Er bleibt in gewisser Weise entzogen.

Gegen die religiös Eifrigen verweist Paulus auf das Wort vom Kreuz und die ihm anhaftende Schwäche; Ja sogar das ihm anhaftende Versagen. An dieser Schwäche und diesem Versagen des gekreuzigten Jesus haben  wir als Christen teil.

Die Schwachheit und das Versagen verbürgt also gewissermaßen die christliche Wahrheit.

Gott erscheint am unvorzeigbaren gekreuzigtem wie er am Unscheinbaren kleinen Nomadenvolk Israel erschienen ist.

Dadurch wird ein mächtiges und machtvolle auftreten des himmlischen Bodenpersonals nicht nur vermieden, sonder geradezu unmöglich gemacht. Pastorale, machtvolle Gebärde sind deshalb ebenso wenig angebracht wie vollmundige Demonstration eigener Glaubensstärke und Wahrheitsgewissheit.

Es ist vielmehr die menschliche Schwäche die Gottes dient, weil sie Gott als Schöpfer preist.

Diese menschliche Schwäche macht deutlich, dass Gott durch den Menschen handelt. Der oft auf Plakaten zu lesende Satz: „Gott hat keine anderen Hände als unsere“ ist im besten Falle missverständlich. Im schlimmsten Fall sogar blasphemisch!

Ein aus menschlicher Schwäche heraus so verstandener christlicher Glaube blickt nun anders auf die Wirklichkeit als der Verstand:

Der Glaubende sieht Bedrängnis, Ausweglosigkeit, Verfolgung, Unterdrückung, und auch dem Tod ins Auge.

Aber er sieht darin (und nirgendwo anders) Aufrichtung, Rettung.

Mitten im Tod das Leben!

Darum hoffen wir auch auf eine neue Welt Gottes in der Eindeutigkeit und Wahrheit zur Verwirklichung kommen.

Das ist die Kraft, die unsere Schwestern und Brüder, die in geschundenen Verhältnissen leben, nicht aufgeben und am Glauben verzweifeln lässt.

Sie leben ein Leben unter dem Kreuz, in welchem sich das Sterben Jesu als tägliches „in den Tod gegeben werden“ zeigt.

Und sie vertrauen darauf, dass genau dieses Leben das Auferstehungsleben, ist, Das sich schließlich an allen Menschen zeigen soll.

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